Ich bin stolz auf mich

Vor ein paar Tagen war ich wirklich stolz auf mich und da hatte ich die Idee einen Blogbeitrag darüber zu schreiben. Ich finde, man ist viel zu selten stolz auf sich selbst und erkennt sich für Dinge an. Deswegen will ich mich in diesem Beitrag nur auf positive Sachen konzentrieren. Auf manche Dinge bin ich einfach so stolz, andere Dinge bedeuten mir noch viel mehr, weil sie mir wegen Asperger schwerer fallen.

Das Erste, worauf ich in meinem Leben wirklich stolz bin, ist, dass ich meine Schulzeit so gut überstanden habe und ein ziemlich gutes Abitur habe. Als ich noch zur Schule gegangen bin, hatte ich meine Diagnose noch nicht, das heißt es wurde nicht wirklich Rücksicht genommen, wenn ich mir bei etwas schwergetan habe. Die letzten zwei Jahre in der Oberstufe waren deswegen wirklich schwierig für mich. Ich habe für die nächsten Wochen geplant einen Beitrag über meine Schulzeit zu schreiben. Dann könnt ihr mehr darüber erfahren. Auf jeden Fall bin ich immer wieder ziemlich beeindruckt, wenn ich darüber nachdenke, wie gut ich doch durch das Gymnasium gekommen bin.

Das zweite und vermutlich größte in meinem Leben, worauf ich sehr stolz bin, ist, dass ich vor vier Jahren nach Dänemark ausgewandert bin und jetzt hier sehr selbstständig lebe. Mein Plan war eigentlich gar nicht auszuwandern. Ich wollte nur einen Auslandsaufenthalt für ein halbes Jahr machen und daraus sind irgendwie vier Jahre geworden. Alleine auswandern in ein Land, in dem man nur mal zwei Tage war, klingt nicht gerade Asperger freundlich. Und das ist es auch nicht. Genau deswegen bin ich besonders stolz. Ich habe alles selbst organisiert, das Geld gespart, mich um Dokumente gekümmert und die Sprache gelernt. Auf das Sprache-Lernen bin ich auch sehr stolz. Ich habe mir Dänisch nämlich zu 80% selbst beigebracht und das, obwohl meine Alltagssprache in Dänemark am Anfang Englisch war. Ich glaube, man könnte sagen, dass Dänisch ein Spezialinteresse von mir war. Vor kurzem habe ich mit einem Dänen geschrieben und er hat sogar nach recht vielen Nachrichten immer noch gedacht, dass ich Dänin wäre. Mein Dänisch muss also ziemlich gut sein. Aber zurück zum Auswandern: Wenn man alleine im Ausland wohnt, ist man für wirklich alles selbst zuständig. Natürlich helfen mir meine Freunde auch oft mit Dingen, aber im Großen und Ganzen muss ich alles selbst machen. Und wenn ich überlege, was ich da schon alles geschafft habe, bin ich schon beeindruckt. Eine meiner größten autistischen Züge ist ja, dass ich alles im Voraus wissen möchte und neue Dinge hasse. Aber trotzdem bin ich im Ausland, wo wirklich alles am Anfang neu ist.  Man braucht einen neuen Arzt und Zahnarzt, man muss zu Ämtern, ich war an verschiedenen neuen Schulen, habe jede Menge neue Leute kennengelernt und vieles mehr.

Die dritte Sache, auf die ich sehr stolz bin, ist, dass ich eigentlich recht gut darin bin mich um mich selbst zu kümmern. Ich sollte eigentlich noch besser darin sein. Immerhin bin ich noch nicht besonders gut darin zu merken, wann mir etwas zu viel wird. Aber im Großen und Ganzen habe ich schon viel erreicht. Ich hatte immerhin in den letzten Jahren wirklich viele Probleme. Ich hatte eine Depression, Probleme mit Selbstverletzung und ich bin immer noch dabei aus einer Essstörung rauszukommen. Aber ich habe mir für Alles Hilfe gesucht. Ich habe selbst dafür gesorgt in Therapie zu kommen, einen Psychologen zu finden, in eine Art Selbsthilfegruppe zu kommen und meine Kontaktpersonen zu bekommen. Und ich habe auch noch selbst darauf gedrängt auf das Asperger-Syndrom getestet zu werden. Ich bin eigentlich wirklich gut darin Verantwortung für mich selbst zu übernehmen.

Vor ein paar Tagen hatte ich dann noch die zwei Kleinigkeiten, auf die ich stolz war und die mich auf die Idee gebracht haben diesen Beitrag zu schreiben. Die erste Kleinigkeit war etwas, das nur teilweise mit Asperger zu tun hat. Zuerst war ich nämlich sehr stolz darauf, wie viel ich in meinem Studium schon verstehe. Letztens konnte ich sogar einer aus meiner Klasse mit etwas helfen. Das hat mich dann auch dazu gebracht generell stolz zu sein, wie gut ich eigentlich im Studium zurechtkomme. Ich tue mir nämlich sehr schwer, dass in einem Klassenzimmer so viele Geräusche sind. Davon bin ich wirklich abgelenkt und das ist nicht gerade optimal. Aber zumindest habe ich anscheinend genug Konzentration um dem Unterricht zu folgen.

Die zweite Kleinigkeit, auf die ich vor kurzem stolz war, ist für mich eigentlich gar keine Kleinigkeit. Ich war alleine beim Arzt. Das ist für Leute in meinem Alter vollkommen normal. Aber vielleicht habt ihr in anderen Blogbeiträgen von mir schon mal gelesen, dass ich es wirklich schwierig finde überhaupt zum Arzt zu gehen, selbst wenn es nur um ein Gespräch geht. Diesmal musste ich sogar für eine Untersuchung zum Arzt. Selbst als ich in die Arztpraxis gekommen bin, war ich mir noch nicht sicher, ob ich mich überhaupt untersuchen lassen würde. Aber ich habe es machen lassen und habe alles gut überstanden. Darauf bin ich echt stolz.

Worauf seid ihr in eurem Leben am meisten stolz? Ich bin schon auf eure Kommentare gespannt.

4 Kommentare zu „Ich bin stolz auf mich“

  1. Wenn ich auf eines stolz bin, dann darauf, dass ich mich nie aufgegeben habe. Egal, wie schwer es war, egal wie unmöglich der nächste Schritt schien… Irgendwie habe ich es trotzdem hinbekommen, immer weiter zu machen. Und wenn ich nicht über Strecke A an mein Ziel kam, dann eben über Strecke Z.

  2. Ich bin darauf stolz,
    Dass ich es geschafft habe mit meinen Eltern nach Wien zu ziehen,
    Weil ich habe in einem Dorf gelebt,
    Und Wien ist eine Großstadt,
    Hier in Wien sind so viele Menschen,es ist laut und die Luft ist anders…

    Aber ich habe mich daran Gewöhnt!

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