Asperger und Urlaub

Vielleicht habt ihr bei meinem letzten Video „Asperger Interview mit meiner Mutter“ schon bemerkt, dass meine Mutter bei mir in Dänemark zu Besuch war. Wir waren in ein paar dänischen Städten unterwegs und haben den Urlaub genossen. Urlaube können für mich aber wegen dem Asperger-Syndrom manchmal ein bisschen anders verlaufen und ich muss oft auf bestimmte Dinge achten. Deswegen dachte ich mir, ich erzähle euch ein bisschen davon, wie dieser Urlaub für mich war.

Das Wichtigste bei Reisen ist für mich, dass ich alles geplant haben will. Diesmal hat das nicht ganz perfekt hingehauen. Bei diesem kleinen Urlaub mit meiner Mutter war der Plan eigentlich eine Nacht auf einer kleinen Insel zu übernachten und den nächsten Tag weiter in eine größere Stadt zu fahren und dort nochmal zu übernachten. Am Tag, bevor meine Mutter nach Dänemark gekommen ist, ist ihr dann aber aufgefallen, dass diese Insel recht weit weg ist. Sie hat mir dann vorgeschlagen, dass wir zwei Nächte Sädteurlaub machen. Es war schon in Ordnung für mich, dass wir das dann umgeändert haben, aber wir mussten dann zumindest sofort ein Hotel buchen.

Ansonsten hätte ich mir ununterbrochen Gedanken darüber gemacht. Was für mich aber wirklich gut daran war, dass wir doch nicht auf der Insel waren, war, dass wir dort in einem Bed and Breaktfast übernachtet hätten und ich das nicht besonders gut gefunden hätte. Ich mag es bei Hotels, dass es „Regeln“ dafür gibt, wie viel man mit den Mitarbeitern dort zu tun haben muss. Bei Hotels geht man einfach nur zur Rezeption, kriegt seinen Schlüssel und das war’s. Ansonsten hat man nicht mehr mit den Leuten dort zu tun. Bei einem B&B ist das Ganze aber so viel persönlicher und das mag ich nicht. Dann wollen die sich vielleicht mit einem unterhalten und fangen Small Talk an und das will ich einfach nicht. Ich will ja nur einen Platz zum Schlafen. Und das war bei unserem Städteurlaub auf jeden Fall super.

Planung ist für mich auf jeden Fall Priorität Nummer 1 bei Urlauben, aber was mir auch sehr wichtig ist, sind Pausen. Es ist mir bei diesem Urlaub wirklich sehr aufgefallen, dass ich theoretisch sehr viel mehr im Urlaub machen wollen würde, es aber praktisch nicht hinkriege. Das schwierigste war, dass es sehr sonnig war und ich wie viele andere mit Asperger ziemlich lichtempfindlich bin. Ich kriege schon nach weniger als einer halben Stunde in der Sonne Kopfschmerzen, egal ob ich eine Sonnenbrille trage oder nicht. Ich muss also oft im Schatten oder drinnen Pausen machen.

Aber auch sonst bin ich schnell erschöpft. Ich habe immer diesen Traumplan in meinem Kopf, dass ich den ganzen Tag in der Stadt sein kann, Sehenswürdigkeiten anschaue und shoppe. Aber ich schaffe dann in echt oft nur die Hälfte oder sogar weniger. In der Stadt sind einfach so viele Menschen und Geräusche. Das kann ich nicht so leicht ausblenden. Meine Mutter und ich waren zum Beispiel in einem Brillengeschäft und ich konnte mich so gut wie nicht mit meiner Mutter unterhalten, weil die Gespräche von allen anderen um uns herum mich so abgelenkt haben.

Auch wenn manche Dinge im Urlaub kompliziert sind und ich viel planen muss, gibt es auch Dinge, die bei Reisen viel besser sind. Generell nichts zu tun zu haben und etwas zu erleben, ist natürlich schon sehr schön, aber für mich bedeutet es auch wirklich viel mit anderen zusammen zu sein. Ich fühle mich einfach viel freier, wenn ich mit meiner Familie oder meinen Freunden unterwegs bin. Normalerweise wohne ich ja alleine und bin eigentlich auch nicht so oft in der Stadt unterwegs. Wenn ich irgendwo bin, gehe ich auch nur in Shops, die ich kenne. Aber wenn ich zum Beispiel wie in diesem Urlaub mit meiner Mutter unterwegs bin, kann ich endlich viel einfacher in neue Shops, Städte oder Restaurants gehen ohne mir großartig Gedanken machen zu müssen. Damit würde ich mir alleine wirklich sehr schwer tun.

5 Kommentare zu „Asperger und Urlaub“

  1. Wir reisen ja recht viel, und was die Hotels betrifft, stimme ich dir absolut zu. Auch sonst sehe ich oben vieles, das mich an mich selbst erinnert. Ich weiß nicht, ob du mein Blog kennst, aber ich habe dort auch schon ein paar Reisen aus autistischer Sicht “verwurstet”.

    1. Hi,
      Den Blog schaue ich mir gleich mal an. Es ist immer schön zu sehen, dass andere auch über Autismus berichten 🙂

      Liebe Grüße,
      Nici

  2. Dein Blogbeitrag liegt schon länger zurück, dennoch finde ich es gut zu lesen, wie es dir mit Urlauben geht. Ich befinde mich derzeit in der Diagnostik und kann deine Beschreibungen und Empfindungen genauso unterschreiben. Danke für die Einblicke, denn zu Beginn stellt man sich irgendwie immer vor, dass man als Autist scheinbar gar nichts mehr könne. Danke für das Gegenteil.

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