Porträt von Nici. Text daneben: Autismus bei Mädchen und Frauen

Autismus bei Mädchen und Frauen

Man hört immer wieder davon, dass Autismus bei Mädchen und Frauen häufig später diagnostiziert wird. Ich bin keine Forscherin, Ärztin oder Psychologin, aber ich möchte hier gerne von meinen eigenen Erfahrungen berichten. Ich habe selbst erst die Diagnose „Asperger Syndrom“ bekommen, als ich 22 Jahre alt war. 

Autismus bei Mädchen

Ich glaube, dass es zwei große Gründe gibt, weshalb Autismus bei Mädchen oft nicht erkannt wird. Einerseits werden viele autistische Eigenschaften beziehungsweise Verhaltensweisen nicht als auffällig wahrgenommen. Andererseits gibt es (so wie ich das bisher mitbekommen habe) viele autistische Mädchen, die sich schon früh bei Anderen gesellschaftliche Normen abschauen und diese nachahmen.

Unauffälliges Verhalten

In meiner Kindheit ist es nicht wirklich aufgefallen, dass ich nicht wusste, wie ich mich verhalten sollte, was ich sagen sollte und wie ich mit anderen interagieren sollte.

Ich war lange Zeit sehr schüchtern und zurückhaltend. Selbst bei Familienfesten habe ich mich immer hinter meiner Mama versteckt. Aber von Mädchen wird oft behauptet, sie wären zurückhaltender. Da ist schwer zu erkennen, ob das ein Zeichen für Autismus sein könnte. Auch fehlender Augenkontakt kann sicherlich durch Schüchternheit erklärt werden. Das heißt, selbst solche “Auffälligkeiten” können vor allem bei Mädchen falsch interpretiert werden.

Maskieren im frühen Alter

Ich habe zwar als Kind oft die Schule gewechselt, aber ich hatte das Glück, dass ich immer Freund:innen gefunden habe. Dadurch habe ich mich sicher gefühlt. Einerseits hatte ich dadurch Andere, hinter denen ich mich etwas verstecken konnte. Andererseits konnte ich mir Verhalten abschauen. Ich habe unbewusst eine Art Maske aufgesetzt, mit der ich genauso oder zumindest ähnlich wie meine neurotypischen/nicht-autistischen Freund:innen wirken konnte. Ich habe immer noch zurückhaltend auf andere gewirkt, aber nicht so auffällig, dass jemand eine Diagnose bei mir vermutet hätte.

Autismus bei Frauen

Wenn man erst mal erwachsen geworden ist und der Autismus bei einem nicht erkannt wurde, kann es fast schon noch schwieriger werden, die richtige Diagnose zu bekommen.

Psychische Probleme

Bei mir war es auf jeden Fall so, dass es Spuren hinterlassen hat, dass ich mich mein Leben lang angepasst habe und nicht (genug) auf meine eigenen Bedürfnisse gehört habe. Ich habe mit der Zeit immer mehr Diagnosen bekommen. Noch vor der Asperger Diagnose habe ich die Diagnosen Essstörung und Depression bekommen. Nachdem ich wusste, dass ich Autistin bin, habe ich zudem eine Angststörung bekommen. Und immer mal wieder haben Psycholog:innen und Ärzt:innen vermutet, ich könnte eine Persönlichkeitsstörung haben. Das wurde allerdings nach Testungen immer wieder ausgeschlossen. Ich verstehe aber, dass es schwierig sein muss, die richtige Diagnose zu erkennen, wenn jemand erst mal verschiedene Herausforderungen/Probleme hat.

Autismus bei Mädchen und Frauen

Ich könnte vermutlich sehr viele Seiten zu diesem Thema schreiben, aber ich dachte mir, ich belasse es jetzt erst mal bei diesem kleinen Einblick. Indirekt geht es immerhin auch auf meinem gesamten Blog um das Thema, weil ich ja aus meiner Sicht als weibliche Autistin schreibe.

Eure Gedanken zu dem Thema

Was fällt euch als erstes zu dem Thema “Autismus bei Mädchen und Frauen” ein? Kommentiert doch gerne den Beitrag.

1 Kommentar zu „Autismus bei Mädchen und Frauen“

  1. Erika Hübinger

    Ich würde sagen, noch recht unerforschtes Land. Ich bin 44 und hab eine lange Liste an psychischen Erkrankungen. Und erst jetzt kommt das Erwachen. Aber auf eine unbeschreiblich erleichternde Art.

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