Asperger als Teil meiner Identität?

Ich nehme nächste Woche an einer Studie teil, in der es um den Zusammenhang zwischen Autismus und Essstörungen geht. Ich habe die Fragen zu der Studie schon im Voraus bekommen. Eine der Fragen ist, ob man die Essstörung oder Autismus als Teil seiner Identität sieht. Ich finde das eine wirklich spannende Frage und habe mal genauer drüber nachgedacht.

Ich wünschte, ich könnte sagen, dass ich die Essstörung nie als Teil meiner Identität gesehen habe, aber so ganz stimmt das leider nicht. Ich hatte jahrelang psychische Probleme und die haben mich daran gehindert, bestimmte Dinge zu tun. Sie haben mich so eingeschränkt, dass es irgendwie ein Teil von mir geworden ist. Ich habe mich irgendwann so gefühlt, als wäre ich einfach das Mädchen mit psychischen Problemen. Aber eine Essstörung ist nur eine Krankheit, etwas Temporäres, und es geht einem irgendwann ja auch wieder besser und deswegen würde ich die Essstörung mittlerweile nicht mehr als Teil meiner Identität sehen.

Mit dem Asperger-Syndrom ist das etwas Anderes. Ich sehe es auf jeden Fall als Teil meiner Identität. Asperger ist immerhin eine Behinderung, die immer ein Teil von mir ist. Mein Gehirn funktioniert einfach auf eine andere Art und Weise und das lässt sich ja nicht ändern. Man kann Asperger nicht von mir wegdenken. Ich bin natürlich sehr viel mehr als nur Asperger, aber ich finde, dass das Asperger-Syndrom einfach etwas Grundlegendes ist. Ich glaube, wenn ich eine andere Behinderung hätte, würde ich es nicht als Teil meiner Identität sehen, aber das Entscheidende bei Asperger ist für mich, dass es beeinflusst, wie ich Dinge wahrnehme und wie ich denke.

Was ich nur sehr schwierig finde oder was vermutlich ziemlich unmöglich ist, ist herauszufinden, welcher Teil meiner Identität wegen Asperger so ist und welcher Teil einfach nur ich bin. Ich bin zum Beispiel sehr logisch denkend und das sind ja viele mit Asperger. Aber vielleicht wäre ich auch so, wenn ich nicht Asperger hätte. Aber man kann sich ja schlecht vorstellen, wie ich ohne das Asperger-Syndrom wäre.

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