Rückblick – ich könnte Asperger haben

Vor ein paar Monaten, bevor ich die Asperger Diagnose bekommen habe, war ich ziemlich frustriert bei dem Gedanken, dass ich Asperger haben könnte. Ich habe alles aufgeschrieben, um meine Gedanken ein bisschen sortieren zu können:
Es ist heute genau einen Monat her, dass ich angefangen habe darüber nachzudenken, ob ich das Asperger-Syndrom haben könnte. Mittlerweile hatte ich Zeit mit dem Gedanken zu spielen, was es bedeuten würde die Diagnose zu bekommen.

Am Anfang war ich einfach nur fasziniert davon mich in den Aussagen von Leuten mit Asperger wiederzuerkennen. Es kann sein, dass es eine Erklärung gibt, wieso ich mich anders fühle und wieso ich mir mit bestimmten Dingen schwertue. Es kann sein, dass mein Gehirn tatsächlich einfach anders funktioniert. Es kann sein, dass ich das Asperger-Syndrom habe. Es wäre eine so große Erleichterung eine Erklärung für mein Verhalten, meine Gedanken und meine Gefühle zu haben.

Nach der ersten Begeisterung habe ich dann aber doch zum Grübeln anzufangen. Eine Diagnose würde eine Erklärung geben. Aber eine Diagnose wäre auch etwas Permanentes. Das Asperger-Syndrom ist immerhin keine Krankheit, die wieder weggeht wie eine Depression oder eine Erkältung, sondern es ist eine Behinderung, mit der man lernen muss zu leben. Das jagt mir im Moment Angst ein. Ich habe schon oft von Eltern mit behinderten Kindern gehört, die getrauert haben, als sie von der Behinderung ihres Kindes erfahren haben. Sie haben sich von Träumen und Plänen verabschieden müssen, weil ihr Kind diese wegen ihrer Behinderung nie erreichen würden. Ungefähr so fühle ich mich. Was ist, wenn ich nicht mehr zu meinem Studium als Vollzeitstudentin zurückkommen kann. Oder wenn ich das Studium schaffen, aber danach vielleicht nicht Vollzeit arbeiten kann? Was ist, wenn ich nie einen Freund finden werde, weil ich zu komisch bin? Was ist, wenn ich kein normales Leben führen kann? Eigentlich bin ich nicht ganz so pessimistisch, aber im Moment gehen mir die „Was wäre, wenn“-Fragen nicht aus dem Kopf.

Dann gibt es natürlich auch noch die Möglichkeit, dass ich gar nicht autistisch bin. Das würde bedeuten, dass ich keine permanente Behinderung habe. Darüber würde ich mich natürlich freuen. Aber was ist es dann? Ich fühle mich anders und ich verstehe mich oft selbst nicht. Dafür muss es doch einen Grund geben.
Im Moment kann man es mir also vermutlich nichts recht machen. Ob Asperger oder nicht, es hat beides auch Nachteile.

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