Was ich an Asperger liebe

Wenn über Asperger als Syndrom, Störung oder Behinderung geredet wird, vergisst man oft, dass Asperger auch positive Dinge mit sich bringt. Um auf diese positive Seite aufmerksam zu machen, will ich hier all das mit euch teilen, was ich an meinem Asperger-Syndrom liebe.

Aufmerksam
Eines der Dinge, was ich an meinem Asperger-Syndrom liebe, ist, dass ich sehr aufmerksam bin und immer genau weiß, was um mich herum passiert. Vor ein paar Jahren habe ich zum Beispiel in einer Küche gearbeitet, wo wir immer verschiedene Gäste hatten, die zu unterschiedlichen Zeiten unterschiedliches Essen und Trinken bekommen sollten. Selbst wenn ich beschäftigt war, habe ich immer zugehört, wenn meine Kollegen über die verschiedenen Pläne geredet haben und deswegen hatte ich immer einen guten Überblick.

Über Autisten wird oft gesagt, dass sie eher Details sehen als den Gesamtüberblick. Aber ich denke, bei mir ist es so, dass ich Überraschungen und Ungewissheit so hasse, dass ich mir immer Mühe gebe alles mitzubekommen und einen Überblick zu behalten. Ein Grund dafür, dass ich überhaupt einen Überblick haben kann, ist vermutlich auch, dass ich sehr strukturiert bin.

Zuverlässig und perfektionistisch
Zudem, dass ich sehr strukturiert bin, bin ich auch sehr zuverlässig. Ich gebe zum Beispiel alles dafür immer so pünktlich wie möglich zu sein. Und wenn man mir eine Aufgabe anvertraut, gebe ich immer mein bestes. Perfektionistisch wird oft als etwas Negatives aufgefasst. Vielleicht könnte man also eher sagen, dass ich sehr gründlich bin. Das klingt etwas positiver.

Diszipliniert
Etwas anderes, das auch damit zusammenhängt, dass ich sehr strukturiert bin, ist, dass ich sehr viel Disziplin habe. Ihr kennt sicherlich die Studenten, die sich erst am letzten Tag hinsetzen und eine Arbeit schreiben. Ich bin das komplette Gegenteil. Ich plane alles von Anfang an und gebe mir die ganze Zeit Mühe, so hart wie möglich zu arbeiten.

Begeistert
Wenn ich an etwas wirklich interessiert bin, kann ich extrem begeistert sein und viel Zeit damit verbringen. Meine Stiefmutter und ich hatten zum Beispiel vor kurzem die Idee, dass wir meinen Blog noch erweitern könnten und ich alles auch auf Englisch übersetzen könnte. Jetzt verbringe ich also jede freie Minute mit Übersetzen und ich liebe es.

Spezialinteressen
Als ich meine Asperger Diagnose bekommen habe, dachte ich erst, dass ich gar keine Spezialinteressen habe. Aber ich glaube, Sprachen waren tatsächlich immer mal wieder große Spezialinteressen für mich. Als ich mich zum Beispiel dazu entschieden habe nach Dänemark auszuwandern, habe ich mir Dänisch komplett selbst beigebracht. Dass ich das kann, hängt vermutlich auch mit meiner Begeisterungsfähigkeit zusammen.

Positiv vs. negativ
Ich kann nicht sagen, dass Asperger nur positive Dinge mit sich bringt und ich alles an meinem Asperger-Syndrom liebe. Ich habe wegen Asperger viele Herausforderungen in meinem Leben, die andere nicht haben. Aber das wichtigste ist, dass ich glaube, dass mich mein Asperger-Syndrom auch zu einem besseren Menschen macht.

Ich liebe mich, wie ich bin, und ohne Asperger wäre ich nicht ich.

2 Kommentare zu „Was ich an Asperger liebe“

  1. hallo Nicole
    danke, dass Du Dein Leben schriftlich mit mir teilst! Ich hatte eine autistische Freundin, die geradezu floh als ich ihre Eigenart nach einem Jahr definitiv erkannte. Sie spürte das bevor wir darüber überhaupt ins Gespräch kamen. Ihr Bruch hat mir und vermutlich auch ihr sehr weh getan. Ich freue mich wenn Du dazu meine Geschichte “Glücklich sein” kommentieren würdest ? Mail ? Martin

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