Wie beschreibe ich Asperger?

Wie beschreibe ich Asperger?

Ich habe schon oft gehört, dass sich viele Autisten damit schwertuen ihren Autismus anderen zu beschreiben. Autismus ist so komplex und zeigt sich bei jedem anders. Das macht es schwierig eine generelle kurze Beschreibung für Autismus bzw. das Asperger Syndrom zu finden. Seit ich meine Diagnose vor ca. 2 Jahren bekommen habe, habe ich oft erklären müssen, was Asperger ist. Das heißt, ich habe mittlerweile schon Übung darin.

Ich dachte mir, dass ich in diesem Beitrag mit euch teilen will, wie ich selbst erkläre, was das Asperger Syndrom ist und wie es mich beeinflusst. Vielleicht könnt ihr meine Beschreibung als Inspiration benützen, um anderen leichter von eurer Diagnose erzählen zu können.

Eine Woche danach
Den Anfang von diesem Beitrag habe ich vor einer Woche geschrieben. Ich war vollkommen davon überzeugt, dass ich ganz einfach beschreiben könnte, wie sich das Asperger Syndrom bei mir bemerkbar macht. Ganz so ist es wohl doch nicht. Gestern habe ich nämlich mit jemandem telefoniert und wurde genau danach gefragt…wie sich das Asperger Syndrom bei mir zeigt. Ich wusste gar nicht, was ich sagen sollte. Es gab so viel zu sagen, dass ich gar nicht wusste, wo ich anfangen sollte.

Drei Sekunden später
Nach ein paar Schrecksekunden habe ich angefangen zu erzählen: „Ich brauche sehr viel Struktur und Routinen. Ich tue mir mit neuen Dingen sehr schwer. Eine meiner größten Herausforderungen ist außerdem, dass ich sehr wenig Energie habe. Das liegt vermutlich daran, dass meine Sinne anders funktionieren. Ich kann zum Beispiel schlecht Geräusche filtern. Das macht es unter anderem schwierig für mich ein Gespräch zu führen, wenn gleichzeitig Musik läuft…“ Das war’s. Mehr ist mir nicht eingefallen.

Ich bin wohl nicht so gut darin Asperger mündlich und spontan zu erklären. Aber ist Asperger nicht viel mehr? Ja, das ist es definitiv. Also versuche ich es jetzt den Rest hinzuzufügen, schriftlich. Vielleicht tue ich mir dann einfacher. Da habe ich mehr Zeit und muss nicht spontan antworten.

Soziale Kommunikation und Interaktion

Ja, diesen Teil habe ich vollkommen vergessen. Und das, obwohl er mich sehr beeinträchtigen kann. Augenkontakt, Hände schütteln, Telefongespräche, Witze, Ironie…all das kann schwierig für mich sein. Dinge, die andere automatisch machen und über die sie nicht nachdenken, sind für mich einfach nicht natürlich. Ich muss mich anstrengen und mir darüber Gedanken machen. Und selbst wenn ich all diese Dinge gelernt habe, fallen sie mir nicht leicht. Sie kosten mich extrem viel Energie.

Anpassung an die Welt

Autismus ist unsichtbar. Es gibt kein bestimmtes Aussehen für Autisten. Man kann nicht einfach einen Autisten auf der Straße spotten. Ok, ich bin tatsächlich recht gut darin geworden andere Autisten zu erkennen, aber für Menschen, die Autismus nicht kennen, ist es fast unmöglich. Und das liegt vor allem auch daran, dass wir uns so extrem viel Mühe geben uns an die neurotypische/nicht-autistische Welt anzupassen. Wir verbrauchen so viel Energie damit uns anderen anzupassen.

Ich hoffe, dass andere sich zumindest auch ein bisschen Mühe geben sich Autisten anzupassen, wenn sie erst mal etwas über Autismus gelernt haben.

3 Kommentare zu „Wie beschreibe ich Asperger?“

  1. Mario Gottburg

    Hi Nicole,
    vielen Dank für erste Einblicke 😉

    Ich habe einen 10 jährigen Sohn, der “nur autistische Züge im hat” und “früher” eine Aspergerdiagnose bekommen hätte.
    Leider muss ich mir eingestehen, dass ihn diese Besonderheit wohl mehr belastet, als wir bisher dachten.
    Ich hoffe mehr von dir lesen zu können.

    Sonnige Grüße
    Mario

  2. Es ist eigentlich für mich eine Bereicherung, dass ich autistisch bin, worunter ich leide, ist bestimmt nicht mein diagnostiziertes „Asperger Syndrom“, sondern der Umgang meines Umfeldes mit dem „Asperger Syndrom“. Warum wird man ständig „behindert“?
    Man könnte sich gegenseitig so gut ergänzen, sowohl beruflich im Bereich der individuellen Stärken, sowohl auch privat akzeptiert werden.

    1. Ich glaube, dass die meisten einfach wirklich nicht wissen, wie sie besser mit einem umgehen können. Sie meinen es sicher nicht böse. Aber ja, es ist schade, dass wir nicht in einer Welt leben, wo wir ein bisschen besser füreinander da sein können.

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