Autismus und Geräuschempfindlichkeit

Autismus und Geräuschempfindlichkeit

Ich war gerade bei Freunden zum Abendessen eingeladen. Wir waren ca. zu zehnt. Ich bin als erste wieder nach Hause gegangen. Ich glaube, es waren nicht einmal alle mit dem Essen fertig. Aber ich habe es nicht mehr ausgehalten. Ich kam mir vor, als wäre ich in einer Diskothek mit extrem lauter Musik und hunderten von Menschen.

Gespräche und Musik

Wenn ich selbst entscheiden kann, schalte ich nie Musik an, wenn ich mich gleichzeitig mit jemandem unterhalten will. Ja ok, manchmal habe ich wirklich Lust Musik zu hören UND mit jemandem zu reden. Dann kann es schon mal passieren, dass ich es doch versuche. Aber die Musik bleibt dann doch nie länger als ein paar Minuten an. Ich kann mich sonst einfach nicht auf das Gespräch konzentrieren.

Mangelnder Filter

Anscheinend kann mein Gehirn einfach nicht die unterschiedlichen Geräusche voneinander unterscheiden und gewisse Geräusche wegfiltrieren. Es ist, als ob ich alles gleich laut hören würde. Ich höre Musik, Stimmen, wieder Musik und dann doch wieder Stimmen. Ich weiß nicht, worauf ich mich konzentrieren soll oder wie ich das überhaupt machen sollte. Ich gebe mir wirklich Mühe und für einige Zeit halte ich es aus. Aber dann kann ich einfach nicht mehr.

Am Ende … ein Shutdown

Mittlerweile bin ich wieder Zuhause. Alles ist ruhig und ich kann entspannen, aber es geht mir trotzdem nicht gut. Ich habe einen Shutdown. Ich kann nicht mehr reden und tue mir schwer mich zu bewegen. Ich habe all meine Energie verbraucht um den Besuch bei meinen Freunden zu überstehen. Mein Körper kann nicht mehr. Man könnte sagen, ich bin im Energiesparmodus.

Die Geräusche hallen nach

Ich bin Zuhause, aber trotzdem kann ich das Ganze nicht hinter mir lassen. Es kommt mir so vor, als ob die Geräusche noch nachhallen würden. Es ist so, als ob mich 10 Leute auf einmal anschreien würden. Ich kriege die Stimmen und die Musik nicht mehr aus meinem Kopf.

Die Lösung

Es wäre super, wenn ich euch jetzt von einer perfekten Lösung erzählen würde, oder? Das kann ich aber leider nicht. Ich habe keine Ahnung, wie andere es schaffen mit vielen Menschen auf einmal zusammen zu sein. Ich kann es auf jeden Fall nicht, bzw. nur für einen kurzen Zeitraum. Die Lösung für mich wird wahrscheinlich sein, dass ich mich in Zukunft wirklich eher mit wenigen Freunden auf einmal treffen werde. Ich wusste schon lange, dass große Feiern nichts für mich sind. Der Abend heute bestätigt mich wieder darin. Aber es ist einfach nervig, wenn man etwas will, aber nicht kann, weil der eigene Körper es nicht aushalten kann.

8 Kommentare zu „Autismus und Geräuschempfindlichkeit“

  1. Habe gerade deinen Text gelesen und mir Gedanken darüber gemacht.
    Ob die Ohren filtern können hängt davon ab, wie gut sie fokussieren. Die Fokussierfähigkeit der Ohren hängt über einen Bereich im Mittelhirn, den Colliculus, mit der Fokussierfähigkeit der Augen zusammen. Trainiere die Fokussierfähigkeit der Augen und dein “Schallfilter” wird besser.
    Beste Grüße
    Klaus Jäckle
    http://www.neuropaedie.de

  2. Ja es geht darum den ort die Position an der du dich befindest wieder in dich zu verlagern.
    Es ist so wie als wenn du zum Klang hin verlagert bist. Du verlierst damit jeglichen Kontakt zu dir selbst und das zeeert und zeeert… Ein erster Schritt ist deine Wahrnehmung ins Tasten zu lenken (mit schmecken ist schwerer) Leg deine Handflächen auf den tisch, zieh dich vom mitreden weg und spüre den..

  3. Tisch. Atme in den Tisch hinein und werde ein Teil vom Tisch. Jetzt nimmst du die Ruhe des Tisches war. Dein fokus ist im tisch, also weiterhin nicht in deinem Körper. Und dann Versuche von dort mit deiner Aufmerksamkeit in dich hinein zu gehen. Wenn du da bist lenkeeinereil der Aufmerksamkeit wieder auf das Gespräch… Konzentriere dich auf ein Gespräch… Ohne die anderen Wegesrücken zu wollen.

  4. Überlege gerade wie es wäre, wenn du dich in einer Gruppe aufhalten würdest wo alle nur Gebärdensprache sprechen. Die Voraussetzung müsste natürlich sein, dass du auch Gebärdensprache könntest.

    1. Darüber habe ich tatsächlich auch schon einmal nachgedacht. Ich glaube, das würde helfen, weil bei einem einzelnen Gespräch nicht alle durcheinander “reden” können. Immerhin muss man sich ja gegenseitig anschauen und man kann nicht mehreren gleichzeitig “zuhören”.

  5. Lotte Schütte

    Hi mir geht es leider auch oft so. Heute haben wir den Geburtstag von meinem Sohn beim bowling gefeiert. Für mich war es eher Stress und einfach nur zu laut. Ich bräuchte dann einen unsichtbaren Geräuschfilter im Ohr

    1. Hast du schon mal von extra Ohrstöpseln gehört, die direkt an dein Ohr angepasst werden und die Hintergrundgeräusche verringern sollten? Vielleicht wäre das ja etwas für dich.
      Liebe Grüße
      Nici

Kommentar verfassen

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert