Angststörung bei Asperger

Ich habe eine Angststörung

Ich habe eine Angststörung

Ich habe eine Angststörung. Oder sollte ich eher sagen: „Mein Arzt glaubt, dass ich eine Angststörung habe.“? Mein Hausarzt und mein Psychiater sind sich recht einig, dass ich eine Panikstörung habe. Ich weiß nicht wirklich, was ich selbst denke.

Ich weiß auch nicht, wie ich diesen Blogbeitrag anfangen soll. Aber ich habe darüber nachgedacht, dass es eine gute Idee sein könnte meine Gedanken aufzuschreiben. Und wenn ich schon dabei bin alles aufzuschreiben, kann ich es genauso gut auch mit euch teilen. Ich sollte vermutlich von vorne anfangen und die ganze Geschichte erzählen.

Der erste Arzttermin

Vor ein paar Wochen hatte ich einen Termin bei meinem Hausarzt. Ich wollte mit ihm über meine Medikamente reden, weil es mir so vorkam als hätte ich Albträume als Nebenwirkung. Ich habe vor ein paar Jahren angefangen Medizin zu nehmen, weil ich eine Depression hatte. Und es war schwierig die Medizin wieder auszuschleichen, weil meine Stimmung und Energie nie wirklich stabil sind. Auf jeden Fall waren mein Arzt und ich uns jetzt endlich einig, dass ich meine Medizin ausschleichen sollte. Dazu kam es dann aber doch nicht.

Meine Kontaktperson war nämlich bei dem Arzttermin dabei und wir hatten vorher ausgemacht, dass wir meinem Arzt auch davon erzählen sollten, dass ich in den letzten Wochen immer wieder etwas in Panik geraten bin. Als wir meinem Arzt davon erzählt haben, wollte er doch nicht, dass ich meine Medizin ausschleiche. Anstatt dessen habe ich eine Überweisung zum Psychiater bekommen. Mein Hausarzt hatte nämlich den Verdacht, dass ich eine Panikstörung haben könnte.

Die ersten Panikattacken

Ich kann mich nicht mehr genau daran erinnern, wann ich meine erste Panikattacke hatte. Aber es ist auf jeden Fall immer mal wieder passiert, dass ich in Panik geraten bin, wenn ich einfach nur mit meinem Freund zusammensaß und Hausaufgaben gemacht habe oder am Computer gespielt habe. Es hat sich so angefühlt, als ob ich keine Luft bekommen würde. Es war, als ob mich jemand erwürgen würde. Mir wurde schlecht. Und ich hatte plötzlich Angst, wusste aber nicht wieso.

Überweisung zum Psychiater

Ich hatte wirklich Glück und habe schon zwei Wochen nach der Überweisung einen Termin bei einem Psychiater bekommen. Ich habe dem Psychiater dann von diesen Panikattacken erzählt. Und er glaubt genau wie mein Hausarzt, dass ich eine Panikstörung habe. Bevor wir anfangen wollten die Angststörung zu behandeln, waren wir uns allerdings einig, dass ich versuchen sollte meine Medizin auszuschleichen. Ich habe die Medikamente seit drei Jahren genommen und wusste überhaupt nicht, ob ich sie überhaupt noch brauche.

Auf der einen Seite bin ich manchmal verwirrt, wieso ich die Medizin ausschleichen sollte. Jemand ist dabei eine Panikstörung zu entwickeln und die Reaktion ist dem Menschen die Medizin wegzunehmen…das klingt im ersten Moment nicht logisch. Aber auf der anderen Seite macht es wirklich Sinn für mich. Wenn man nicht weiß, ob man die Medikamente überhaupt braucht, ist es dumm sie weiterhin zu nehmen und eventuell noch ein drittes Medikament hinzuzufügen, weil man eine Panikstörung hat.

Das erste Ausschleichen

Alles, was ich euch hier erzähle, ist innerhalb des letzten Monats passiert. Es ist also nicht lange her, aber es ist so viel passiert, dass ich mich trotzdem nicht perfekt an alles erinnern kann. Aber ich versuche mal von all dem zu erzählen, woran ich mich erinnern kann. Wie gesagt habe ich in den letzten Jahren zwei Medikamente genommen. Der erste Schritt war jetzt das eine Medikament abzusetzen und bei dem anderen die Dosis zu halbieren. Das ist leider nicht besonders gut gelaufen. Ich hatte ja schon vorher Albträume, aber nachdem wir diese Änderungen vorgenommen haben, war es noch schwieriger für mich zu schlafen.

Auswirkungen auf meinen Alltag

Ich bin immer noch jeden Tag in die Uni gegangen, aber es war wirklich nicht einfach. Ich war die ganze Zeit kurz davor im Unterricht einzuschlafen. Wenn ich nur kurz meine Augen zugemacht hätte, wäre ich sicherlich sofort eingeschlafen. Ich habe mir wirklich schwer getan im Unterricht zuzuhören und am Nachmittag war ich so müde, dass ich schlafen musste anstatt Hausaufgaben zu machen.

Absetzen des zweiten Medikaments

Nach einer Woche hatte ich wieder einen Termin bei meinem Psychiater. Wir haben entschieden, dass ich das Medikament, das jetzt noch übrig war, auch absetzen sollte. Wir mussten mich nur gleichzeitig irgendwie wieder dazu bringen besser schlafen zu können. Ich sollte also eine Woche lang Schlaftabletten nehmen. Ich habe dadurch zwar etwas besser geschlafen, aber es war immer noch nicht wie früher.

Heulkrämpfe in der Uni

In der Uni wurde es auch nicht einfacher. Um ehrlich zu sein bin ich mehrere Male sogar in der Uni in Panik geraten, hatte Panikanfälle, Heulkrämpfe oder wie auch immer man es nennen will. Es ist schon gar nicht mehr unnormal für mich, wenn ich immer wieder aus dem Unterricht laufe und mich irgendwo verstecke, weil ich in Panik gerate oder nicht aufhören kann zu weinen.

Neue Medizin

Wenn man genau darüber nachdenkt, ist die Woche, in der ich die Schlaftabletten genommen habe, wirklich nicht gut gelaufen. Ich habe in der Nacht zwar gut geschlafen, aber in der Früh kurz vor dem Aufstehen habe ich trotzdem immer noch Albträume bekommen. Und wenn ich am Nachmittag geschlafen habe, hatte ich jedes Mal sicherlich noch mal zwei extra Albträume. Wenn ich in der Früh aufgestanden bin und mich für die Uni fertiggemacht habe, ist es auch öfters passiert, dass ich auf einmal plötzlich zum Weinen angefangen habe. Ich hatte keine Ahnung weshalb, aber ich konnte es auf jeden Fall nicht stoppen. Ich war den ganzen Tag unruhig und habe mich nervös und ängstlich gefühlt. Als ich wieder mit meinem Psychiater geredet habe, hat er vorgeschlagen, dass ich ein neues Medikament nehmen sollte. Ich kriege also im Moment Medizin, die mein Angstniveau tagsüber senken soll und mir in der Nacht beim Schlafen helfen soll.

Unser Plan
Mein Psychiater und ich haben darüber geredet, was unser Plan ist. Aber so genau weiß ich es eigentlich trotzdem nicht. Ich glaube, der Plan ist, dass ich jetzt erst mal etwas stabiler werde und wir dann nach einem richtigen Angstmedikament suchen. Das Medikament, das ich jetzt nehme, ist nämlich, soweit ich weiß, eigentlich kein Angstmedikament. Es ist nur eine Zwischenlösung. Angstmedikamente dauern nämlich länger, bis sie wirken und dafür hatte ich nicht genug Geduld. Deswegen habe ich erst einmal das andere Medikament bekommen.

Wenn ihr daran interessiert seid mehr von meinem Behandlungsverlauf und meinen Erfahrungen zu hören, update ich euch natürlich weiterhin. In den letzten Wochen ist nur schon so viel passiert, dass ich mir dachte, dass es jetzt schon Zeit ist einen ersten Blogbeitrag zu schreiben.

9 Kommentare zu „Ich habe eine Angststörung“

  1. Du kannst dich gern an mich wenden, ich habe mehr als genug Erfahrung mit dem ganzen Thema und ich nehme seit 10 Jahren NICHTS mehr, bis auf was die Natur so her gibt. Ich habe das alles hinter mir und es war die Hölle. Ich kann dir Tipps geben, wenn du magst.

  2. Liebe Nicole,
    hoffentlich bekommst du ein Psychotherapie bei einem erfahrenen Traumatherapeuten, wenn Du Dich etwas stabilisiert hast. Die Symptome, die Du beschreibst sind schon sehr typisch für eine Panikstörung. Panikstörungen liegen immer alte Traumata zugrunde,Die Du hoffentlich mit einer Therapie aufarbeiten kannst.
    Alles Liebe, Jutta

    1. Hallo Jutta,
      Ich kann mir eigentlich nicht vorstellen, dass meine Angststörung von einem Trauma kommt. Ich glaube eher, dass das ganze mit meinem Autismus zusammenhängt. Ich versuche also eher bei jemandem in Behandlung zu sein, der sich mit Asperger auskennt.
      Liebe Grüße
      Nici

  3. …simpel angefangen. Psychopharmaka sollen dich brauchbar für deine Umgebung und Arbeitswelt machen….sie haben kaum etwas mit dir selbst zu tun…
    Dazu werden bestimmte Bereiche des Verhaltens der Verarbeitung oberflächlich Tod geschaltet… Und die verarbeitung also die auseinandersetzung mit dem Thema was zur Heilung/Auflösung führt unterbrochen…
    …wenn die Medis abgesetzt werden wird…

  4. …wird das alles nachgeholt. Bei dir aspie kann das sehr viel krasser und beschleunigter ablaufen…
    …lerne deine Emotionen als gut wahrzunehmen und beginne sie aktiv zuzulassen und zu fühlen…sehr klein anfangen und zu wichtigeren Bereichen hocharbeiten… Gefühle sind ein Zeichen des “Körpers” dir zu sagen da ist was… werden sie gefühlt lösen sie sich auf…

  5. Liebe Nici,

    ich bin froh das ich das heute lesen konnte ich hab mich sofort wieder erkannt.

    Ich hab viel erlebt in mein Leben aber zum aller ersten mal finde ich mich hier wieder. Niemand versteht mich oder wie ich mich fühle.
    Und dann lese ich das hier alles und durch dich fühle ich mich endlich verstanden danke dafür.

  6. Ich hab eine Angstsörung und Depression und ich weiß das ich auch Asperger hab. Ich hab dich auf Youtube bei TRUDOKU gesehen und bin dann hier gelandet und hab mir alles genau durch gelesen. Und finde mich hier wieder endlich weiß ich das ich nicht mehr alleine bin mit meinen Gedanken und meinen Problemen und meinen Gefühlen. Endlich fühle ich mich verstanden und nicht mehr allein.

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