Autismus und Weihnachten

Ich liebe Weihnachten und die Adventszeit. Dekorationen, heiße Schokolade, Plätzchen, Adventskalender, Geschenke einpacken… Ein Traum! Aber trotzdem können der Dezember und vor allem Heiligabend eine Herausforderung für mich sein.

Ich weiß, dass es vielen Autisten und Autistinnen so geht – Kindern und Erwachsenen. Deswegen wollte ich dieses Jahr unbedingt diesen Beitrag schreiben. Ich will euch ein bisschen von den Dingen erzählen, die an Weihnachten schwierig sein können. Und ich teile ein paar Tipps, die helfen können, die Adventszeit einfacher zu machen.

Die Vorweihnachtszeit
Die Wochen vor Weihnachten sind für mich immer recht voll mit Plänen. Vielleicht geht es euch da ähnlich. Ich will immer Plätzchen backen, Geschenke kaufen, basteln, Familie und Freunde besuchen… Für all die Dinge gibt es meist zu wenig Wochenenden. Oft bleibt da wenig Zeit, um Routinen einzuhalten. Stress und fehlende Routinen können für mich ein ziemliches Problem darstellen.

Deswegen mein erster Tipp: Versucht so gut wie möglich die wichtigsten Routinen beizubehalten und denkt unbedingt daran, genug Pausen einzuplanen. Ohne Pausen schaffe ich es auf jeden Fall nicht durch die Weihnachtszeit.

Besuch
In den letzten Jahren habe ich Weihnachten in einem relativ kleinen Kreis gefeiert – nur mit der engsten Familie. Das heißt, da sind viele Herausforderungen weggefallen. Aber als ich noch jünger war, waren unsere Feste oft größer. Da meldet sich mein Autismus sehr schnell und ich stelle mir tausend Fragen: Wie begrüße ich alle? Gibt es eine Sitzordnung? Worüber soll ich mit den anderen Gästen reden? An Weihnachten geht es sehr ums Zusammensein und darum sich zu unterhalten. Das ist nicht immer meine größte Stärke und ich denke, da geht es vielen Autisten so.

Mein persönlicher Tipp wäre: Besprecht all eure Sorgen mit jemandem, der euch nahesteht. Es gibt so oft Dinge, die man anpassen kann, wenn man erst mal offen gesagt hat, dass man sich damit schwertut.

Tagesstruktur
Der 24. Dezember sieht oft komplett anders aus als alle anderen Tage im Jahr. Man macht sich schick und bereitet vielleicht Essen vor, wenn man Gäste erwartet. Oder man fährt zu seiner Familie, wo man eingeladen ist. Die eigentliche Tagesstruktur ist also meist komplett weg. Bei großen Feiern ist mein erster Gedanke oft: „Wie lang soll ich bleiben (wenn ich wo eingeladen bin) oder wie lange bleibt mein Besuch (wenn ich die Gastgeberin bin)?“. Das ist absolut nicht böse gemeint. Ich genieße es Zeit mit Familie und Freunden zu verbringen. Aber ich muss meine Energie anpassen, je nachdem wie lange ich mit anderen zusammen bin.

Mein Tipp, um zumindest etwas Struktur in den Tag zu bringen, ist: Plant so viel wie möglich. Setzt euch hin und schreibt auf einen Zettel, wann was passieren soll. Vielleicht könnt ihr sogar ein paar eurer Routinen mit in den Tag einbauen, z. Bsp. eure Morgenroutine oder Bettgehrituale.

Essen
Essen war schon immer ein schwieriges Thema für mich. Ich bin unglaublich wählerisch und zudem seit ein paar Jahren Vegetarierin. Das heißt, viele Dinge (vor allem traditionelles Weihnachtsessen) kann ich nicht essen. Was mich als Kind oft genervt hat, war, dass meine Familie ständig kommentiert hat, dass ich etwas anderes gegessen habe. Wenn ihr autistische Kinder habt, die sich mit Essen schwertun, solltet ihr das vielleicht mit eurer Familie vorher besprechen und ausmachen, dass kein großes Ding daraus gemacht wird.

Ansonsten wäre mein Tipp: Wenn ihr wo eingeladen seid, besprecht mit dem Gastgeber im Vorhinein, ob es etwas zu essen gibt, das ihr mögt, ob es Alternativen gibt oder ob ihr selbst etwas mitnehmen könnt. Weihnachtsessen muss nicht unbedingt traditionell sein. Das wichtigste ist, dass es euch schmeckt und IHR zufrieden damit seid.

Geschenke
Ich liebe es andere zu beschenken, aber selbst Geschenke zu bekommen, ist für mich bis heute wahrscheinlich das schwierigste an Weihnachten. Versteht das nicht falsch: Ich freue mich über Geschenke. Aber das Ganze ist komplizierter als erst mal gedacht. Ich mache mir da nämlich tausend Gedanken: Wie soll ich auf die Geschenke reagieren? Was ist, wenn ich meine Begeisterung nicht zeigen kann, und der andere denkt, ich mag sein Geschenk nicht? Und wie bedanke ich mich bei den verschiedenen Leuten? Das ist oft von Person zu Person unterschiedlich.

Und das allerschwierigste… Wenn ich von jemandem ein Geschenk bekomme, der nicht an der Feier teilnimmt, muss ich denjenigen dann anrufen und mich bedanken? Ich hasse telefonieren. Kann ich das also irgendwie umgehen? Zum Beispiel eine Weihnachtskarte verschicken? Ihr seht, man kann sich sehr viele Gedanken zu dem Thema machen. Jetzt sollte mein Tipp kommen, oder? Der beste Tipp, der mir dazu gerade einfällt, ist: Besprecht das Ganze so gut wie möglich in der Familie. Nicht gerade der spannendste Tipp, aber so ganz habe ich das „Problem“ auch noch nicht selbst gelöst. Was ich allerdings von Eltern mit autistischen Kindern gehört habe, ist, dass manche Kinder vorher schon wissen dürfen, was sie geschenkt bekommen, weil sie dann besser damit umgehen können. Vielleicht wäre das auch etwas für euch.

Andere Herausforderungen
Für mich sind die oben genannten Herausforderungen die schwierigsten, aber es gibt viele Autisten und Autistinnen, die noch andere Schwierigkeiten haben. Viele Autisten haben zum Beispiel eine andere sensorische Wahrnehmung. Dadurch können die vielen Lichter(-ketten) und Weihnachtsmusik ein Problem darstellen.
Jeder Autist ist auf jeden Fall anders und jeder hat unterschiedliche Herausforderungen.

Mein abschließender Tipp wäre deshalb für euch als Autisten oder auch als Eltern von Autisten: Redet offen über eure unterschiedlichen Bedürfnisse und passt Weihnachten euren eigenen Wünschen an. Ich glaube, es ist wichtig daran zu denken, dass Weihnachten für einen selbst schön sein soll. Da ist es doch egal, wie sehr man von den Traditionen abweicht.

Kommentar verfassen

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert