Filmdreh mit dem ZDF

Filmdreh für ZDF – Menschen. Das Magazin

Vor ein paar Monaten wurde ich auf meinem Blog von einer TV-Redakteurin kontaktiert. Sie erstellt unter anderem Beiträge für die ZDF-Sendung „Menschen. Das Magazin“. Sie hat mir erzählt, dass die Firma, in der sie arbeitet, vor kurzem einen Beitrag über eine Frau im Rollstuhl gedreht hat, die nach Lanzarote ausgewandert ist. Jetzt war sie auf der Suche nach einer weiteren Person mit Behinderung bzw. Beeinträchtigung, die ausgewandert ist und über die sie eine kleine Doku drehen könnten. Sie wollte hören, ob ich daran interessiert sein könnte. Es ging um einen Beitrag für das ZDF und 3Sat.

Meine Auswanderung

Für diejenigen unter euch, die es nicht wissen: Ich bin im Januar 2014 nach Dänemark gekommen. Ich wollte eigentlich nur ein halbes Jahr an einer Art Ganztagsvolkshochschule verbringen. Das wurde erst zu einem ganzen Jahr und dann bin ich auch danach in Dänemark geblieben. Die Auswanderung war also nicht geplant, aber irgendwie kam es dann doch dazu. Vor meiner Auswanderung wusste ich übrigens noch nicht, dass ich Autistin bin. Ich habe meine Diagnose erst 2017 bekommen.

Meine Reaktion auf die Mail
Als ich die erste Mail von der Redakteurin bekommen habe, bin ich erst mal total durchgedreht. Ich war überglücklich, bin in der Wohnung rumgesprungen und habe getanzt. Ich war so hyperaktiv. Ich sollte die Redakteurin eigentlich anrufen, aber ich war so hibbelig, dass ich gar nicht wusste, wie ich das hinkriegen sollte. Mein Ziel mit meinem Blog ist es ja auf Asperger aufmerksam zu machen und jetzt hat mich eine Produktionsfirma gefunden, die mich gerne filmen wollte. Das war einfach krass! Mit so etwas hätte ich nie gerechnet.

Die Zusage
Nach meinem ersten Telefonat mit der Redakteurin bin ich mit der Journalistin in Kontakt gekommen, die für den Dreh verantwortlich war. Ich bin kein großer Fan vom Telefonieren, aber die Redakteurin und die Journalistin waren so nett. Das hat es mir wirklich leicht gemacht. Nach den ersten Telefonaten hieß es dann aber erst mal Warten. Die Redaktion musste bestätigen, dass sie mich wirklich für den Dreh habe wollten. Ende April kam dann die Zusage. Sie wollten wirklich nach Dänemark kommen und mich filmen. Ich bin mal wieder in der Wohnung rumgesprungen und getanzt und war total hyperaktiv.

Mein erster Eindruck
Letzte Woche war es dann so weit und die Journalistin ist mit einem Kameramann und einem Tonmann zu mir nach Dänemark gekommen. Ich war so nervös. Mir war schon am Tag davor schlecht vor lauter Nervosität. Ich hätte aber echt nicht nervös sein müssen. Die drei waren nämlich so unglaublich nett und cool drauf. Schon nach den ersten paar Minuten habe ich mich wirklich wohl gefühlt mit denen. Ich lerne nicht gerne neue Leute kennen und es dauert normalerweise wirklich lange bis ich mich mit Fremden wohl fühle, aber die waren so entspannt, dass es mir wirklich leichtgefallen ist. Ich war natürlich trotzdem noch wegen dem Dreh nervös, aber nicht mehr wegen dem Drehteam.

Drehtag 1
Wir hatten insgesamt drei Drehtage. Am ersten Tag haben wir erst mal langsam angefangen. Wir haben ein paar Szenen gedreht, in denen ich an meinem Blog gearbeitet habe. Das war wirklich entspannt, weil ich da zumindest nicht reden musste. Sobald ich etwas sagen sollte, war ich nämlich extrem nervös. Nach den Szenen mit dem Blog hat die Journalistin mich interviewt und wir haben ein bisschen draußen gedreht. Danach hatten wir eine Pause und am Nachmittag waren wir bei meinem Psychiater und haben dort gedreht. Der Tag war extrem cool. Es ist so spannend bei einem Dreh dabei zu sein und wenn es dann auch noch um einen selbst geht, ist es gleich noch viel cooler. Aber ich muss schon zugeben: In der Pause und nach dem Dreh war ich extrem kaputt. Ich wusste ehrlich gesagt gar nicht, wie ich die nächsten Tage überstehen sollte.

Drehtag 2
Ich wusste, dass das Team cool war und bisher hatte alles gut geklappt mit dem Dreh, aber nervös war ich trotzdem auch am zweiten Tag. Ich hatte schlecht geschlafen und mir war mal wieder schlecht vor lauter Aufregung, aber zum Glück war am zweiten Drehtag mein Freund dabei. Wir haben viele Szenen mit ihm zusammen aufgenommen. Das war wirklich angenehm. Am Abend waren wir dann auch noch am Strand. Das Wetter war leider nicht allzu gut. Es hat geregnet. Aber es war trotzdem irgendwie cool.

Drehtag 3
Man könnte denken, dass ich am letzten Tag doch entspannt war. Teilweise war ich das auch, aber mir war immer noch total schlecht und gut geschlafen hatte ich auch nicht. Die ersten Tage waren einfach so intensiv und ich hatte keine Zeit das Ganze zu verarbeiten. Da habe ich das wohl versucht im Schlaf einzuholen. Der dritte Tag ist aber trotzdem wie die anderen Tage auch total gut gelaufen. Wir haben erst an meiner Uni gedreht, dann mit meiner Kontaktperson und am Abend noch mit meinen Freunden.

Drehschluss
Ich habe die Drehtage wirklich genossen und es war eine total coole Erfahrung, aber ich war auch so glücklich, als wir endlich Drehschluss hatten. Jetzt muss ich nur eine halbe Ewigkeit warten, bis das Ganze ins Fernsehen kommt. Die Sendetermine sind nämlich erst für Dezember angesetzt.

Eine Mischung der Gefühle

Die Drehtage waren auf jeden Fall ein riesiges Chaos für meine Gefühle. Da war Freude, noch mehr Freude, noch viel mehr Freude, Anspannung, Begeisterung und abends jede Menge Energielosigkeit. Im Durchschnitt haben wir von ca. 10-18 Uhr gedreht (mit 1,5 stündiger Pause). Das waren einfach extrem besondere, außergewöhnliche und intensive Tage.

Das Team vom ZDF
Das Drehteam war so cool, dass sie tatsächlich nochmal einen extra Abschnitt in diesem Beitrag verdienen. Wenn ich vollkommen offen und ehrlich bin, hasse ich es neue Leute kennenzulernen. Es ist einfach anstrengend und ich komme mir immer so vor, als ob ich mich total dumm anstellen würde. Aber mit dem Drehteam war es einfach komplett anders. Es war, als ob ich die schon seit Ewigkeiten gekannt hätte.

Ich kam mir die doof vor, ich habe mich wohl gefühlt und alles war total entspannt. Mein Freund und ich waren am letzten Abend sogar noch mit dem Filmteam zusammen essen. Normalerweise würde ich nie freiwillig mit „fremden“ Leuten essen gehen, aber das war total entspannt. Hier also nochmal ein riesiges Danke an das Drehteam!

4 Kommentare zu „Filmdreh für ZDF – Menschen. Das Magazin“

    1. Am 14.12.19 sollte der eine Film um 12.05Uhr auf dem ZDF gezeigt werden. Der andere kommt am 6.12.2019 um 12.30 Uhr auf dem 3SAT. Ich schreibe es dann aber kurz davor auch nochmal auf meiner Facebook Seite.

  1. Der Beitrag ist wirklich spannend und interessant. Ich kann viele der erwähnten Probleme sehr gut verstehen. In der Schule finde ich Gruppenarbeiten sehr anstrengend, doch viele der Lehrer haben leider kein Verständnis dafür, und verweigern mir die Einzelarbeit. Ich finde den Beitrag sehr gelungen, werde ihn auch teilen.

    1. Danke 🙂
      Bei mir gibt es an der FH auch immer wieder Lehrer, die denken, dass es eine schlechte Idee ist alleine zu arbeiten, aber solange bei mir der Antrag bestätigt wurde, haben die Lehrer eigentlich nichts zu sagen 😉 Die müssen das dann akzeptieren.

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