Asperger Maske

Meine Maske, um „normal“ zu wirken

Kennt ihr das? Man ist in einer Gruppe von Menschen, die man nicht unbedingt gut kennt und will nicht auffallen. Man will nicht sofort als Autist identifiziert werden, sondern so „normal“ wie möglich wirken. Deswegen gibt man sich extrem viel Mühe, um sich anzupassen und so zu tun, als ob man sich mit Kommunikation und dem sozialen Miteinander auskennen würde. Ich nenne das eine Maske tragen. Wenn ich in solchen Situationen bin, kommt es mir so vor, als würde ich eine Maske tragen, um so nicht-autistisch wie möglich zu wirken. Aber wieso trage ich diese Maske? Und braucht es sie überhaupt?

Das Tragen der Maske
Vor kurzem habe ich Freunde meiner Mutter kennengelernt. Sie wussten nicht, dass ich Autistin bin. Besonders wenn ich Leute zum ersten Mal treffe, setze ich normalerweise diese Maske auf. So auch dieses Mal. Ich habe mir extra viel Mühe gegeben so neurotypisch (nicht-autistisch) wie möglich zu wirken. Ich habe schön Augenkontakt gehalten und interessiert Fragen gestellt. „Interessiert“ ist vielleicht etwas übertrieben. Ich habe angestrengt darüber nachgedacht, welche Fragen andere in dieser Situation stellen würden und habe diese Fragen gestellt und versucht so interessiert wie möglich zu wirken.

Reaktionen auf die Maske
Meine Mutter hat ihren Freunden nach dem Treffen erzählt, dass ich Autistin bin. Die Reaktion war ungefähr so: „Echt? Das hätte ich ja nie gedacht.“ Die Maske funktioniert also. Ich habe zu meiner Mutter dann gesagt, dass es Sinn macht, dass ihre Freunde nicht erkannt haben, dass ich Asperger habe. Immerhin trage ich ja diese Maske. Sie hat daraufhin gemeint, dass das doch gar nicht notwendig wäre. Das hat mich zum Nachdenken gebracht.

Warum ich die Maske trage
Ich habe natürlich Gründe, weshalb ich die Maske trage. Ansonsten würde ich es nicht machen. Wenn Menschen mich nicht kennen und nichts über Autismus oder Asperger wissen, glaube ich, dass ich schnell unhöflich wirken kann, wenn ich mich für meine Verhältnisse normal verhalte. Und das will ich nicht. Ich will nicht, dass mein Gegenüber denkt, ich wäre uninteressiert, weil ich keine Fragen stelle oder weil ich keinen Augenkontakt halte.

Wann ich die Maske trage
Meistens ist es so, dass ich vor allem eine Maske trage, je weniger ich jemanden kenne. Wenn ich andere besser kennenlerne und sie mehr über mich und Asperger wissen, kommt es mir so vor, als könnte ich die Maske etwas ablegen. Aber ganz lege ich sie glaube ich nur sehr selten ab.

Warum ich die Maske nicht tragen sollte
Eigentlich ist es schwachsinnig, so zu tun, als ob man anders wäre. Wenn mich jemand nicht so mag, wie ich bin, dann ist das eben so. Vor allem ist es wirklich anstrengend für mich so zu tun, als wäre ich nicht autistisch. Die ganze Zeit darüber nachzudenken, wie man sich den sozialen Normen nach verhalten sollte, raubt einem wirklich viel Energie. Vielleicht sollte ich also darüber nachdenken meine Maske weniger zu tragen.

4 Kommentare zu „Meine Maske, um „normal“ zu wirken“

  1. Liebe Nici, das machen die meisten so. Die Maske ganz und immer abzulegen…. bedeutet oft, nicht mehr teilhaben zu können. Manchmal macht es Sinn, etwas weniger radikal Veränderungen vorzunehmen. Zum Beispiel energieraubende Masken, die früher ( z.B. unter Teenies) einen Sinn machten , abzulegen und sich aktuell passendere, weniger stressige anzugewöhnen. Meine Erfahrung damit: es lohnt sich !

  2. Hi Nici,
    ich bin vermutlich keine Autistin und trage trotzdem oft diese Maske.
    Es kann auch z.B. mit einer Schüchternheit zu tun haben oder mit Überfforderung einer Thematik, die gerade diskutiert wird.
    Ich finde es nicht schlimm, wenn du sie nutzt in solchen Situationen, um höflich zu sein, denn auf ein angenehmes Verhalten kommt auch fast immer etwas Positives zurück, was gut tut.

  3. Ich kann exakt bestätigen, was du schreibst. Allerdings ist es für mich nicht nur eine Maske, sondern wie ein Ganzkörperanzug. Und in den schlüpfe ich gefühlt jeden Morgen, bis ich einschlafe. Sogar alleine zu Hause brauche ich oft ganz lange, um das abzulegen. Für mich ist das aber “überlebenswichtig”. Ich halte es nicht aus, komisch behandelt/angesehen zu werden.

  4. Dr. Dietmar Floriani

    Werte Nici,
    warum grämen Sie sich? Wieviele Personen tragen – glauben tragen zu müssen – Masken?! Und sicher nicht für jeden Anlass dieselbe 🙂
    Anscheinend war früher – bei den Griechen – “persona” der Ausdruck für die Maske (bzw. den Masken-Tragenden).

    Und – aber nur für Informatiker(innen) – ist denn nicht das Bestreben, ‘natürlich’ – ‘ohne Maske’ – zu sein, nichts anderes als eine “MetaMaske”

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