Energie-Buffer Asperger

Meine Energie-Buffer Theorie

Das Thema Energieverwaltung bedeutet wirklich viel für mich in meinem Alltag. Ich denke sehr oft darüber nach, wann ich meine Energie wofür benütze. Wenn ich nämlich nicht darauf achte, kann es mir schnell ziemlich schlecht gehen. Das schlimmste, was passieren kann, ist, dass ich einen Shutdown bekomme. Ein Shutdown bedeutet für mich, dass ich so viel Energie verliere, dass ich nicht einmal mehr reden und/oder mich bewegen kann.

Wo meine Theorie herkommt
Ich hatte gerade einen riesigen Shutdown, bei dem ich mich so gut wie gar nicht bewegen konnte und mich wirklich dazu zwingen musste zu reden, um überhaupt mit meinem Freund kommunizieren zu können. Ich habe darüber nachgedacht, wie ich das anderen erklären könnte und da kam plötzlich die Idee für die Energie-Buffer Theorie. Ich glaube nämlich, dass Autisten und Menschen ohne Autismus es sehr unterschiedlich wahrnehmen, wenn sie keine Energie haben.

Ich weiß, dass ich nicht für Menschen ohne Autismus sprechen kann. Immerhin weiß ich nicht, wie es ist nicht Autist zu sein. Aber ich wohne mit meinem Freund zusammen, der keine. Diagnose hat. Das heißt, ich kann zumindest seine und meine Energie vergleichen. Der Vergleich hat zu meiner Energie-Buffer Theorie geführt. Ich bin wirklich gespannt, ob ihr mir zustimmt oder ob ihr die Theorie schwachsinnig findet.

Hier kommt meine Theorie
Meine Theorie sieht so aus: Es kommt mir so vor, als ob Menschen ohne Autismus immer einen kleinen Buffer mit Energie haben. Ich weiß, dass Menschen ohne Autismus auch Energie fehlen kann, sehr viel sogar. Aber es wirkt so, als ob sie immer noch diesen Buffer hätten, der dafür sorgt, dass sie zum Beispiel immer noch reden und sich bewegen können, wenn es ihnen wichtig ist. Ich bin mir sicher, dass dieser Buffer auch variieren kann. Vielleicht liegt er manchmal sogar nur bei einem Prozent. Aber er liegt nie bei null Prozent. Bei Autisten kommt es mir dahingegen so vor, als ob die Energie ganz leicht auf null Prozent fallen kann. Autisten haben diesen Buffer nämlich nicht.

Energie klauen vs. Energiereserven

Wenn ich einen Shutdown habe, liegt meine Energie definitiv bei null Prozent, wenn nicht sogar niedriger. Aber jetzt habt ihr ja schon gelesen, dass ich mich trotzdem dazu zwingen kann zum Beispiel zu reden. Vielleicht fragt ihr euch, wie das zu meiner Theorie passt. Ich glaube, dass ich Energie klauen kann. Und das können Menschen ohne Autismus sicherlich auch. Der Unterschied ist nur, woher die Energie kommt. Als Autistin klaue ich, glaube ich, meine Energie vom nächsten Tag. Und die Energie ist dann wirklich vom nächsten Tag geklaut. Sie ist weg. Bei Menschen ohne Autismus wirkt es eher so, als ob sie Reserveenergie haben. Und die können sie über Nacht wieder aufladen. Das heißt, deren Energie muss nie auf null Prozent fallen.

Was denkt ihr?
Ich bin wirklich gespannt, was ihr von meiner Theorie haltet. Ich hoffe, dass ich niemanden verärgere, vor allem nicht Menschen ohne Autismus. Ich will nicht sagen, dass Menschen ohne Autismus nicht auch Energie fehlen kann und dass es ihnen deswegen schlecht gehen kann. Wenn ich mir das Leben von mir und meinem Freund anschaue, merke ich einfach, dass meine Shutdowns sehr viel extremer sind als die Reaktionen von meinem Freund, wenn ihm Energie fehlt. Ich weiß natürlich nicht, ob das nur bei uns beiden so ist. Aber dafür teile ich immerhin diese Theorie mit euch…um zu sehen, ob sie auf mehr Leute zutrifft.

3 Kommentare zu „Meine Energie-Buffer Theorie“

  1. Dr. Dietmar Floriani

    These (dies allein ist aber noch keine Widerlegung, zugegeben): NICHT der (symbolische) Energie-Buffer ist leer {ASPERGER sind doch keine “Leerlinge”, ich bitte Sie}!
    Nein: es liegt (“nur” wäre etwas gewagt) eine Form von BLOCKADE vor, die die ‘Energien’ – bleiben wir bei Ihrem BILD – nicht ordnungsgemäß ‘strömen’/’fließen’ lässt.

    1. Leerling klingt so, als ob einen die fehlende Energie einen definieren würde. Das sehe ich auf keinen Fall so. Keine Energie zu haben ist einfach ein vorübergehender Zustand.
      Eine interessante These… Persönlich glaube ich allerdings nicht daran, dass man unendlich viel Energie hat und diese nur richtig fließen muss.

  2. Ich denke, dass ich schneller im Overload bin als nicht-autistische Menschen. Meine autistische Wahrnehmung und Informationsverarbeitung führen einfach dazu, dass mein Nervensystem und meine kognitiven Fähigkeiten schneller an ihren Grenzen angelangen. Zudem häufig ohne dass ich dies bewusst merke. Also übernehme ich mich, gehe über meine Grenzen hinaus. Deshalb bin ich auch öfters erschöpft.

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