Wie ich meine Energie und Motivation verloren habe

Vor vier Wochen ging es mir super. Ich war glücklich, motiviert, habe viel unternommen und mich auf Weihnachten gefreut. Vor drei Wochen hat sich das allerdings geändert. Ich war plötzlich traurig, unmotiviert, hatte keine Energie mehr und keine Lust mehr etwas zu unternehmen. In diesem Beitrag will ich euch erzählen, wie es dazu kam und wie es mir heute geht.

Wie das Ganze angefangen hat
Freitag vor drei Wochen ging es mir nicht so gut. Erst hatte ich Bauchschmerzen, dann musste ich auf einmal die ganze Zeit pinkeln. Ich habe mir schon gedacht, dass es wahrscheinlich eine Blasenentzündung war, aber irgendwie kam mir nicht der Gedanke, dass ich vielleicht noch vor dem Wochenende zum Arzt sollte. Ich habe keine Ahnung, wieso ich nicht darüber nachgedacht habe, aber es wäre ehrlich gesagt auch nicht so einfach gewesen. Ich telefoniere sehr ungern, das heißt, wie hätte ich überhaupt einen Termin kriegen sollen? Und ich gehe eigentlich auch nie alleine zum Arzt, aber so schnell hätte ich bestimmt niemanden gefunden, der mit mir dort hingehen hätte können. Ich lag also den ganzen Tag im Bett und habe gehofft, dass am nächsten Tag alles wieder gut wäre. So war es natürlich nicht.

Beim Bereitschaftsarzt
Mir ging es am nächsten Tag noch schlechter. Mein Freund und ich waren uns also einig, dass ich zum Bereitschaftsarzt sollte. Ich weiß ehrlich gesagt gar nicht, wie das in Deutschland funktioniert, aber in Dänemark ruft man wo an, spricht mit einem Arzt oder einer Krankenschwester und der-/diejenige bestimmt, ob man zum Bereitschaftsarzt muss oder nicht. Ich hatte sehr viel Glück. Mein Freund hat für mich angerufen und die Ärztin war einverstanden mit ihm zu reden anstatt mit mir. Manche Ärzte bestehen leider darauf, dass sie mit dem Patienten reden wollen. Das verstehe ich teilweise auch, aber ich hätte es in dem Moment einfach nicht gekonnt. Mir ging es so schlecht. Ich hatte vorher nie eine Blasenentzündung und ich dachte, dass man halt oft aufs Klo muss und dass das eventuell weh tut. Aber ich hatte ständig Bauch- und/oder Rückenschmerzen. Das hätte ich nicht erwartet.

Auf jeden Fall haben wir einen Termin beim Bereitschaftsarzt bekommen. Und das war wirklich eine große Herausforderung für mich. Ich hasse es sogar schon, wenn ich zu meinem Hausarzt muss, aber den kenne ich zumindest etwas und er kennt mich. Aber jetzt musste ich in eine komplett andere Praxis und zu einer komplett anderen Ärztin. Die Ärztin war tatsächlich wirklich nett und freundlich, aber es ging alles so schnell. Viele Leute haben Fragen, wenn sie beim Arzt sind, aber als Autist hat man oft mindestens doppelt so viele Fragen. Ich habe aber so gut wie gar keine Antworten bekommen. Ich wurde einfach mit einem Rezept für Antibiotika nach Hause geschickt.

Antibiotika
Ich habe mich so unsicher gefühlt. Ich hasse es Medikamente zu nehmen, die ich nicht kenne. Man hört auch so viel über Antibiotika, aber woher weiß man, was stimmt. Wirkt die Pille noch, wenn man Antibiotika nimmt? Darf man Milchprodukte zu sich nehmen? Gibt es etwas, das man umgehen sollte? Wie wichtig ist es die Antibiotika mit genau 8 Stunden Zwischenraum zu nehmen? Kann man etwas nehmen, um seinen Darm nicht vollständig kaputt zu machen? Und wie kann man andere Nebenwirkungen umgehen?

Eine Woche später
Ich glaube, mir ging es schon am Sonntag besser, körperlich zumindest. Aber ich hatte keinerlei Energie. Es war immer noch so, dass ich den ganzen Tag im Bett lag und mir mein Freund all das gebracht hat, was ich brauchte. Am Dienstag musste ich dann in die Uni um etwas zu präsentieren. Wir müssen gerade an eigenen Projekten arbeiten, mit denen wir Mitte Dezember in eine Prüfung gehen. Bei der Präsentation am Dienstag ging es darum zu zeigen, wie weit man mit seinem Projekt gekommen ist.

Ich hatte so gar keine Energie dafür. Ich wollte einfach nur nach Hause ins Bett. Ich war die ganze Zeit etwas traurig und nichts konnte mich glücklich machen. Ich habe viel mit meinem Freund darüber geredet und er hat mich dazu gebracht einzusehen, dass es irgendwie auch Sinn gemacht hat. Ich war immerhin vor kurzem krank und mein Körper hat wahrscheinlich einfach Zeit gebraucht, um sich zu erholen. Ich habe mich also entspannt und abgewartet.

Zwei Wochen später
Nach zwei Wochen ging es mir immer noch nicht besser. Vor der Blasenentzündung habe ich jeden Tag 2,5 Stunden an meinem Uni-Projekt gearbeitet. Das hat wirklich gut funktioniert. Ich bin früh aufgestanden, habe gearbeitet und konnte den Nachmittag genießen. Eigentlich sollten wir 37 Stunden pro Woche arbeiten. Das heißt, ich habe noch nie genug gearbeitet, aber das war kein großes Problem. Ich war produktiv und kam weiter. Um ehrlich zu sein gab es noch nie ein Semester, in dem ich so viel gearbeitet habe, wie man eigentlich sollte. Nicht mal annähernd. Aber es hat immer gut geklappt. Also dachte ich mir, dass es diesmal mit den 2,5 Stunden pro Tag sicherlich auch funktionieren würde. Ich habe immerhin auch keine andere Möglichkeit, weil ich einfach nicht mehr Energie habe. Oder sollte ich sagen „hatte“?

Mein Projekt
Mittlerweile schaffe ich nämlich noch weniger. Ich versuche jeden Tag zu arbeiten, aber ich bin mir recht sicher, dass es nach der Blasenentzündung keinen einzigen Tag gab, an dem ich überhaupt zwei Stunden gearbeitet habe. Ich habe wirklich alles versucht. Ich habe mir in den Kalender geschrieben, wann ich arbeiten sollte. Ich habe Zeitpunkte mit meinem Freund ausgemacht. Ich habe zusammen mit ihm programmiert. Ich habe es mit einem Belohnungssystem versucht. Nichts hilft. Meine Energie und Motivation kommen einfach nicht zurück. Was leider noch zusätzlich dazu kommt, ist, dass ich mittlerweile an etwas Neuem arbeiten sollte, von dem ich keine Ahnung habe. Ich muss mir das Ganze selbst beibringen. Und das braucht nochmal viel mehr Energie.

Ich schaffe nichts
Es stimmt wahrscheinlich nicht zu sagen, dass ich gar nichts schaffe, aber ich erledige wirklich wenig Dinge. Es sind nicht nur die Uni Sachen, die ein Problem darstellen, sondern mir fehlt für alles die Energie und Motivation. Es gibt wirklich viele Tage, an denen ich tatsächlich nur im Bett liege und Filme anschaue. Ich habe zwei kleine Strategien, die mir etwas helfen. Die erste ist, dass ich trotzdem versuche mich noch mit Freunden zu treffen. Und die zweite ist, dass ich versuche produktiv zu sein, wenn meine Kontaktpersonen bei mir sind. Es ist leichter Dinge zu erledigen, wenn man nicht alleine damit dasteht.

Drei Wochen später
Mittlerweile sind drei Wochen vergangen, seit ich meine Energie und Motivation verloren habe. Und vielleicht habe ich mittlerweile herausgefunden, was mit mir los ist. Vor ein paar Tagen habe ich nämlich mit meinem Psychiater geredet und der hat eine Vermutung. Er glaubt, dass das Ganze gar nichts damit zu tun hat, dass ich krank war. Anstatt dessen glaubt er, dass meine mangelnde Energie und Motivation damit zusammenhängen, dass ich vor vier/fünf Wochen meine Angstmedizin abgesetzt habe. Klingt schon irgendwie logisch, oder? Aber ich wäre nie auf die Idee gekommen, dass es daran liegen könnte. Auf jeden Fall nehme ich jetzt meine Medizin wieder und dann schauen wir in den nächsten Wochen, ob sich wieder etwas ändert. Ich halte euch auf jeden Fall auf dem Laufenden.

2 Kommentare zu „Wie ich meine Energie und Motivation verloren habe“

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