30 Tage Autismus – Teil 1

Diesen April (April 2020) habe ich ein Projekt auf Facebook und Instagram, wo ich jeden Tag etwas zu dem Thema Autismus schreibe. Ihr findet mich auf Facebook unter dem Namen „Unbemerkt.eu – ein Leben mit Asperger“ https://www.facebook.com/unbemerkt.eu/ oder auf Instagram unter dem Namen @unbemerkt.eu https://www.instagram.com/unbemerkt.eu/ . Falls ihr kein Facebook oder Instagram habt, könnt ihr hier immer jeweils nach 10 Tagen alle Fragen und Antworten mitverfolgen.

1.April: Was ist “30 Tage Autismus”?

Auf Instagram habe ich vor längerer Zeit „30 days of ADHD“ entdeckt. Dadurch habe ich die Idee bekommen „30 Tage Autismus“ zu erstellen. Dabei geht es darum im April, World Autism Awareness Month, auf Autismus aufmerksam zu machen und Wissen zu teilen. Jeden Tag stelle ich eine neue Frage und beantworte diese. Falls ihr Lust habt, dürft ihr gerne mitmachen und auch die Fragen beantworten oder euch selbst welche ausdenken.

An manchen Tagen mache ich Ausnahmen und habe keine wirklichen Fragen, sondern ich mache auf Tage aufmerksam, die für mich wichtig sind. So zum Beispiel morgen am Welt-Autismus-Tag. An diesen Tagen schreibe ich aber natürlich auch etwas. Ihr könnt euch also auf ein neues Bild und einen Text für jeden Tag im April freuen.

2.April: Welt Autismus Tag

Heute ist World Autism Awareness Day (Welt Autismus Tag). In letzter Zeit wird, finde ich, immer mehr auf Autismus in den Medien aufmerksam gemacht. Die Vorurteile und falschen Informationen werden mit der Zeit beseitigt. Trotzdem finde ich es super, dass es den Welt Autismus Tag gibt, um nochmal mehr auf Autismus aufmerksam zu machen. Letztes Jahr habe ich einen ganzen Beitrag zum Welt Autismus Tag geschrieben. Wenn ihr den (nochmal) lesen wollt, ist hier der Link: https://www.unbemerkt.eu/de/welt-autismus-tag/

3.April: Wie habe ich herausgefunden, dass ich Autismus habe?

Bevor ich meine Diagnose bekommen habe, wusste ich so gut wie gar nichts über Autismus. Vor drei Jahren habe ich dann aber eine dänische Dokumentation zum Thema (Asperger) Autismus gesehen und darin habe ich mich sofort wiedererkannt. Ich habe also mit meiner Psychologin darüber geredet und sie war einig, dass wir eine Diagnostik anfangen sollten. Nach mehreren Terminen stand dann bald die Diagnose Asperger-Syndrom. Es hat also lange gedauert, bis ich auf die Idee gekommen bin, dass ich Asperger haben könnte, aber als es dann soweit war, kam die Diagnose wirklich schnell. Von dem, was ich von anderen höre, habe ich da wirklich Glück.

4.April: Habe ich andere Diagnosen?

Leider ist Asperger nicht die einzige Diagnose https://www.unbemerkt.eu/de/asperger-syndrom/komorbiditaeten/ , die ich in meinem Leben bekommen habe. Mit 15 habe ich angefangen mich selbst zu verletzen. Das ist natürlich keine Diagnose, aber es war der Anfang meiner psychischen Probleme. Als ich 17 war, habe ich eine Essstörung entwickelt. 2014, so um die 20 rum, wurde ich mit einer Depression diagnostiziert. 2019 kam dann noch eine Angststörung dazu. Da war ich 24. Und im Februar habe ich leider nochmal eine Depression bekommen. Mit Selbstverletzung habe ich auf jeden Fall aufgehört und mit der Essstörung habe ich auch so gut wie keine Probleme mehr. Aber die Angststörung und die Depression sind definitiv noch aktuellere Themen für mich.

5.April: Was sollte meiner Meinung nach jeder über Autismus wissen?

Ich finde, das wichtigste, was alle über Autismus wissen sollten, ist, dass alle Autisten genau so unterschiedlich sind wie Menschen ohne Autismus. Nur weil wir die gleiche Diagnose haben, haben wir trotzdem unsere individuelle Persönlichkeit und eigene Stärken und Schwächen. Natürlich gibt es ein paar Dinge, bei denen Autisten sich ähneln. Sonst hätten sie nicht die gleiche Diagnose. Aber es ist wichtig daran festzuhalten, dass jeder Autist einzigartig ist.

6.April: Was ist das größte Vorurteil über Autismus?

Abhängig davon, ob man vom Asperger Syndrom oder von Autismus redet, gibt es, finde ich, zwei große Vorurteile. Wenn Andere hören, dass man Autist ist, denken viele Leute sofort, dass man gar nichts selbstständig kann und konstant auf Hilfe von anderen angewiesen ist. Viele stellen sich unter einem Autisten einen kleinen Jungen vor, der in der Ecke sitzt und ständig mit dem Oberkörper hin und her schwankt. Wenn man allerdings erwähnt, dass man Asperger Autist ist, nehmen viele Leute an, dass man hochintelligent ist und extrem gut in etwas ist. Die beiden Arten von Autisten gibt es sicherlich, aber das Problem liegt darin, wenn Leute davon ausgehen, dass ALLE Autisten so seien. Es ist wichtig zu wissen, dass Autismus ein Spektrum ist und viele Probleme aber auch Fähigkeiten umfasst.

7.April: Wie bemerke ich meinen Autismus?

Ich bemerke meinen Autismus im Alltag wirklich oft. Was mir am meisten auffällt, ist, dass ich nicht so viel Energie habe wie alle anderen. Es gibt einfach so viele Dinge, die nicht natürlich für mich sind, mit denen ich mir schwertue oder die ich einfach nicht kann. Und das nimmt mir wirklich viel Energie. Ich tue mir zum Beispiel mit sozialen Situationen schwer. Ich halte ungern Augenkontakt, verstehe nicht immer, was andere meinen mit dem, was sie sagen, und zudem habe ich oft Probleme mit Sinneseindrücken. Sonnenschein genieße ich zum Beispiel wie die meisten anderen auch, aber, wenn ich keine Sonnenbrille trage, kriege ich wirklich schnell Kopfschmerzen von dem grellen Licht. Außerdem tue ich mir schwer damit, wenn ich von vielen oder lauten Geräuschen umgeben bin. Das halte ich nicht lange aus. Ich habe auch Probleme damit einem Gespräch zu folgen, wenn mehrere Leute gleichzeitig reden. All die Dinge sorgen dafür, dass ich abends oft im Bett liege und einfach total kaputt bin.

Ich bemerke meinen Autismus natürlich nicht nur auf eine schwierige Art und Weise, sondern mein Autismus wirkt sich auch positiv auf mein Leben aus. Auf die Dinge gehe ich in zwei Tagen genauer ein, weil es da darum geht, was ich am liebsten an meinem Autismus mag.

8.April: Gehe ich offen mit meinem Autismus um?

Seit ich meine Asperger Diagnose bekommen habe, gehe ich sehr offen mit all meinen Diagnosen um. Es gibt in meinem Umfeld wirklich wenige Leute, die nicht wissen, dass ich Autistin bin. Ich finde einfach, dass es oft Sinn macht meine Autismus Diagnose mit anderen zu teilen, weil man dadurch meistens auf mehr Verständnis stößt. In meinem Studium habe ich zum Beispiel schon am Anfang den anderen Studenten und auch meinen Lehrern von meiner Diagnose erzählt. Dadurch hat sich nie jemand gewundert, wenn ich zum Beispiel bei Gruppenaufgaben alleine gearbeitet habe oder mich anders verhalten habe als die anderen.

9.April: Was mag ich am liebsten an meinem Autismus?

Was ich am aller meisten an meinem Autismus mag, ist, dass ich sehr strukturiert bin. Ich habe Pläne und halte diese ein. Ich bin pünktlich und zuverlässig. Wenn ich eine Aufgabe bekomme, tue ich wirklich alles dafür, um diese richtig und genau zu erledigen. Als ich kleiner war, hat meine Familie immer gesagt, dass ich bestimmt mal Anwalt werde, weil ich so regelfixiert war. Das wird oft als negativ empfunden, aber ich finde es eigentlich recht positiv.

Vor einiger Zeit habe ich mal einen ganzen Blogbeitrag darüber geschrieben, was ich an Asperger liebe. Falls ihr den lesen wollt, ist hier der Link: https://www.unbemerkt.eu/de/was-ich-an-asperger-liebe/

10.April: 3 Jahre nach der Autismus Diagnose

Heute ist es genau drei Jahre her, dass ich meine Asperger Diagnose bekommen habe. Ich kann mich noch wirklich gut an den Tag erinnern. Ich habe in meiner Krankenakte gelesen, dass ich die Asperger Diagnose bekommen habe. In Dänemark kann man die Krankenakte nämlich online einsehen. Also habe ich der behandelnden Psychologin geschrieben und sie gefragt, ob das denn wirklich stimmt. Und wie ihr seht, hat es wirklich gepasst. Ich war unglaublich erleichtert und glücklich. Das können viele nicht unbedingt verstehen, weil sie denken: „Oh nein, du Arme. Das ist doch traurig“ – oder so ähnlich. Aber ich war ja immer noch der gleiche Mensch. An mir hat sich nichts geändert. Ich habe nur endlich einen Namen dafür bekommen und das macht mir das Leben viel einfacher.

In den Monaten und Jahren nach der Diagnose gab es sicherlich auch Phasen der Frustration. Ich fand es ungerecht, dass es so viele Dinge gibt, mit denen ich mir schwertue. Aber mittlerweile komme ich mit den meisten Sachen recht gut zurecht und habe akzeptiert, dass ich so bin, wie ich bin.

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